Forschungsprojekt: Widerstand und Sport

01.01.2016

Dr. habil. Dariusz Wojtaszyn

Der Sport ist im 20. Jh. zu einem enorm wichtigen Element des Lebens geworden. Aufgrund seines bedeutsamen und immer wachsenden gesellschaftlichen Wirkungspotentials und seines universellen Charakters, entwickelte die Politik eine enge Verbindung zum Sport. Politiker haben relativ schnell bemerkt, dass er einen viel größeren gesellschaftlichen Einfluss als viele Kulturbereiche ausübt und damit das breite Publikum erreicht. Eine besondere Rolle spielte der Sport im Totalitarismus. Im Vordergrund stand da sein ideologisch-propagandistischer Missbrauch zur Machterhaltung sowie zur innen- und außenpolitischen Selbstlegitimierung der totalitären Systeme. Professionell inszenierte sportliche Shows und die Teilnahme der jungen Menschen an den staatlichen Sportveranstaltungen und ihre Zugehörigkeit zu Klubs und Vereinen sollten die Bürger zu einem erwünschten Sozialverhalten und zur Festigung des politischen Systems motivieren. Der Sport bildete aber auch einen Raum, in dem sich widerständisches und oppositionelles Milieu und spontane Fankultur entwickelte. Die Sportler, Trainer, Sportfunktionäre und Zuschauer benutzten die Möglichkeiten, die mit den großen Sportveranstaltungen verbunden waren, um Systemkritik zu üben. Mit Hilfe der Mittel Protest, Provokation, Verweigerung und Nonkonformität äußerten sie ihre widerständische Haltung gegenüber der Staatsmacht. Das Ziel des Projektes ist die Erforschung verschiedener Formen des zivilen Ungehorsams im Bereich Sport in drei mitteleuropäischen Staaten: Polen, Deutschland und Österreich unter zwei Diktaturen: Nationalsozialismus und Kommunismus/Realsozialismus. Den theoretischen Hintergrund für das Projekt bilden die Definitionen des Widerstandbegriffes. Dazu werden vor allem die Theorien der primitiven und archaischen oder spontanen und nicht organisierten Formen des gesellschaftlichen Widerstands und der Resistenz nach den Definitionen von Eric J. Hobsbawm und Andrzej Friszke benutzt. In diesem Kontext wurden auch die Forschungen der NS-Zeit-Forscher und Sporthistoriker: Detlev Peukert, Wilfried Breyvogel, Matthias Marschik und Theorien der Realsozialismus-Ära-Forscher: Ehrhart Neubert, Krzysztof Ruchniewicz, Łukasz Kamiński, Andrzej Małkiewicz berücksichtigt.

 

Publikationen

Wojtaszyn, D. (2018). Der Fußballfan in der DDR – zwischen staatlicher Regulierung und gesellschaftlichem Widerstand, [in:] "Deutschland Archiv", 8.5.2018, Link: www.bpb.de/268956

Wojtaszyn, D., Benedikter, R. (2018). Football Politics in Central Eastern Europe: A Symptom of Growing Anti-Europeanism and Anti-Globalization? [in:] "Geopolitics, History, and International Relations", Nr. 10 (1), 2018, S. 79-93.

Wojtaszyn, D., Sahaj, T.(2017). Fussballfans in Polen. Sport, Gewalt und Politik [in:] "Osteuropa" Nr. 11-12, 2017, S. 187-196.

Wojtaszyn, D. (2017). Politics at the Stadium [in:] "Public History Weekly" Nr. 5 (31), 2017; https://public-history-weekly.degruyter.com/5-2017-31/politics-at-the-football-stadium/

Wojtaszyn, D. (2016). Austria versus Niemcy. Anschluss-Spiel jako austriackie miejsce pamięci, [in:] "Przegląd Zachodni", Nr. 3, 2016, S. 151-164.